Sacramento (Teil 2): Zorro und das Halbblut Ilonatschi             Seite 5

Plötzlich zischte ein Pfeil um wenige Millimeter an Gringos Ohr vorbei. „Ja Saxendie! Ich mog mi ned piercen lassen!" brüllte er. Sein  Schrei wurde erstickt von ohrenbetäubenden Indianergeheul. Zapata erkannte an der rauen Färbung der spitzen Schreie, dass es sich um Shoshonen handeln musste. Denn diesen Dialekt würde er wohl nie vergessen, nachdem er nur knapp ihrem Marterpfahl vor 30 Jahren als Baby entrinnen konnte.
Als ein zweiter Pfeil den Hut von Zorro durchbohrte, kippten Gringo und Zapata den Wagen um, und die drei nahmen dahinter Deckung. Erst als der Häuptling Ilonatschi bei Zorro sah, machte er dem Trubel ein Ende und ergriff das Wort: „Hugh--Ilonatschi, was machst du da mit dem hünenhaften Blondchen. Nur weil du ein Halbblut bist, musst du nicht jedem

Marterpfahl vor einem Jahr gestohlen und in Little Rock als Maibaum verkauft hat! Ich musste einen neuen schnitzen, an den ich diesen Geierpfurz fesseln und martern möchte. Also Zorro, wenn du íhn mir bringst oder seinen Skalp, dann lass ich mit mir über meine Tochter reden!"
Das ließ sich Zorro nicht zweimal sagen, und deshalb brachen er sowie Gringo und Zapata schon bald wieder auf. Zuerst wurden allerdings noch 20 Friedenspfeifen geraucht, eine Büffelherde verspeist und soviel Feuerwasser getrunken, dass das Rülpsen noch bis zu den Apachen in der Nähe der Sandy Desert zu hören war.
Gringo ahnte, wo sich die Räuber aufhalten würden! „Die sind sicher in Miss Greasy's Bar in der Nähe von San Jose! Da würden wir doch auch hingehen, wenn wir was zu feiern hätten."
Also galoppierten sie nach San Jose, parkten dort ihre Pferde, schmissen jeweils 25 Cent in die Parkuhr und  latschten breitbeinig in Richtung Bar.
Dort angekommen zogen sie ihre Colts aus den Halftern, Zapata steckte sein Messer zwischen die Zähne. Dann begannen sie zu lauschen. Erschreckt fuhren sie von der Saloon-Tür zurück. Frankie Hogy's Bande war da. Das war unverkennbar, denn Fuzzfried versuchte gerade ein Lied zu schmettern! Und das klang grausamer als Büffelwiehern. Deshalb hatten wohl alle anderen Gäste die Flucht

Papatschou, Häuptling der Shoshonen

wurden eingepackt, und man begab sich gemeinsam in das Indianerdorf.
Im Wigwam von Papatschou wurde eine Friedenspfeife entzündet. Während Zorro von dem Postkutschenüberfall und der Flucht aus dem Gefängnis berichtete, nahm Zapata bereits den 100. Zug aus

Der Pfeil der Liebe hat Zorro erwischt.

der Pfeife. Er hatte noch nie zuvor einen Joint geraucht. Deshalb war keiner verwundert, als er nun zu jodeln begann. Im Gegenteil: Alle waren begeistert und tanzten mit.
Als dann wieder Ernst einkehrte, sprach Papatschou: „Zorro, du bist kühn, aber erfolglos. Ich weiß, wer die Postkutschenräuber waren. Das ist eindeutig die Handschrift von Frankie Hogy und seiner Bande! Ich kenne ihn seit er unseren

Lauschend vor Miss Greasies Bar

dahergelaufenen Bleichgesicht schöne Augen machen!"
Zorro lugte inzwischen hinter dem Wagen hervor, und Ilonatschi entgegnete ihrem Vater: „Aber Papatschou, ich liebe ihn! Er kann ganz toll Ziegenmilch trinken und überhaupt: Ist er nicht wunderbar?" Darauf Papatschou: „Du bist doch ‚kleine Schnecke' als Squaw versprochen, dem kräftigsten und mutigsten unserer Stammesindianer! Aber nun Schluss mit dem Geplapper. Lasst uns erst mal Feuerwasser trinken. Ihr Reisenden habt sicher viel zu erzählen!"
So nahm das Treffen eine überraschende Wendung. Pfeil und Bogen